schatten
seiten.
SCHAM.
Wodurch entsteht sie? Warum ist sie so mächtig? Und wieso bestimmt sie oft unser Verhalten?
Zentrale Fragen, denen wir Drei im Zuge unseres Projektes auf den Grund gingen und schließlich im Rahmen eines viertägigen Theaterworkshops im September 2020, mit einer Gruppe von Teilnehmenden intensiv vertieften.
Mit Hilfe ästhetischer, theaterpädagogischer Mittel begaben wir uns auf eine gemeinsame Forschungsreise. In diesen Tagen wollten wir einen geschützten Raum schaffen, in dem persönliche sowie gesellschaftliche Themen ihren Platz finden, in dem Austausch passiert, Perspektiven gewechselt und Neues ausprobiert werden darf.
Für uns stand schon früh fest – wir wollen ein Endprodukt haben. Irgendetwas, das wir mit den Teilnehmenden zusammen erschaffen können und was die viertägige Arbeit festhält. So entstand am letzten Tag des Workshops diese Kiste. Mit knallroter Farbe bemalt und pinkem Stoff befüllt, repräsentiert die ,,Gefühlskiste‘‘ für uns die Scham. Sie ist eng; die Farbe strengt die Augen an; ein Lichtblick nur das kleine Loch in der Mitte.
Wofür schämst du dich? Ist Scham gut oder schlecht? Ist sie natürlich oder konstruiert? Warum schämst du dich?
WAS SIND DEINE ANTWORTEN ?
SCHAM. Wie sieht sie aus?
Wenn Scham diese Kiste wäre, würde ich daraus ausbrechen wollen. Aber leicht ist es nicht. Sie hat eine gewisse Anziehungskraft und gibt mir Sicherheit. Sie dient immerhin der Selbstreflexion. Und doch raubt der Gedanke an sie mir so viel Zeit. Ich will ausbrechen aus der Kiste!... Ich will wieder zurück... Ich will frei sein!... Ich will dazu gehören... Hört das jemals auf? Hineingeboren in die Scham.
SCHAM. Wie fühlt sie sich an?
Sie schränkt mich ein, hemmt mich, macht mich handlungsunfähig. Es fällt mir schwer offen auf Menschen zuzugehen, wenn ich das Gefühl habe mich ständig zügeln zu müssen, damit ich keine Scham empfinde. Sie ist wie ein Gefängnis für mich, das für Augenblicke verschwunden zu sein scheint und mich dann mit noch festeren Fesseln umschließt.
Schäm dich dafür zu viel zu sein. Schäm dich dafür, nicht perfekt zu sein. Schäm dich für dein Nichtwissen. Schäm dich für alles was dich verletzlich macht. Schäm dich, wenn du nicht in Normvorstellungen passt. Schäm dich für deinen Körper, deine Sexualität und alles was sonst noch erfunden wird.
SCHAM. Was sind Assoziationen zu ihr?
Schamhaar, Schambereich... Ein dunkler Weg... Loreen ist es schon wieder passiert...
Drei Menschen schreiben in drei Minuten drei Fragmente. Den Stift einmal angesetzt und los geschrieben, entstehen die verschiedensten Geschichten.
Probiere es auch einmal aus. Was assoziierst du?
SCHAM.
So negativ behaftet dieses Gefühl im ersten Moment klingen mag, es ist doch meist auch mit etwas Lustvollem verbunden. Das durften wir in unserer Arbeit im Workshop und darüber hinaus feststellen. Einfach mal laut aussprechen wofür man sich schämt, es verfremden, überspitzen und merken, dass man nicht alleine ist, hat uns eine aufregende Reise beschert. Diese Bilderreihe hält einige, nur wenige wertvolle Momente daraus fest.