U8UN
SICHTBAR.
Wir wollten uns mit ungeschriebenen Gesetzen zum Verhalten im öffentlichen Raum in Berlin auseinandersetzen.
Dann wurden neue Gesetze zum Verhalten verfasst, nun nicht länger ungeschrieben. Unser Grundthema blieb trotzdem erhalten: Die Begegnung im öffentlichen Raum. Jetzt bezogen auf zwei Bereiche, die Tabuisierung der Menstruation und homophobe Diskriminierung. Wir bereiteten Performances zu den Themen vor, orientierten uns dabei an Augusto Boals Methode des unsichtbaren Theaters: Wir spielen an öffentlichen Orten eine Szene, die Passant:innen werden Mit-Akteur:innen des Geschehens und wissen nicht, dass alles Theater ist.
Im Juli 2020 arbeiteten und lebten wir fünf Tage zusammen. Wir führten unsere unsichtbaren Theaterszenen in der Neuköllner U-Bahn wiederholt auf, sammelten: Eindrücke, Erfahrungen und Gefühle. Wir beschäftigten uns mit der Frage, nach den Begegnungen, die möglich waren, mit der Frage nach der Solidarität und besonders mit uns selbst und dem, was in uns vorging.
WOME
N*STR
UATION
Wie schambehaftet kann ein Thema sein, wenn es doch gut die Hälfte der Menschheit direkt betrifft oder betroffen hat? Wie oft mussten wir nach einem Tampon fragen, bis es uns keine Überwindung mehr gekostet hat? Oft, weil zu wenig darüber gesprochen wird. Menstruation wird als etwas behandelt, das man verstecken muss und im Geheimen tut. Wir haben unsere eigene Scham gespürt und die der Frauen, die wir gefragt haben. In deren Augen wir aber sehen konnten, dass auch sie diese Situation kennen. Am Ende war es vor allem Verbundenheit, die wir gefühlt haben, mit den Frauen und mit uns selbst. Und ein kleiner Sieg, unser Sieg im Kampf gegen das Tabu Menstruation.
DISKRIMINIERUNG
Unsichtbares Theater:
Zwei Personen sitzen gemeinsam in der U- Bahn. In einem Abteil mit sich gegenüberliegenden Reihen und einem Mittelgang. Sie erzählen sich von Erlebnissen, lachen laut und schauen sich dabei tief in die Augen. Sie sitzen nah beieinander, eine der Personen hat den Arm und die Andere gelegt, manchmal kraulen sie sich die Köpfe oder schmiegen sie aneinander, spielen mit den Haarsträhnen der Anderen oder streicheln zart den Arm. Sie sind jung und frisch verliebt. Sie genießen die gemeinsame Zeit. Die Personen sind zwei Frauen.
Zwischen den beiden Ost-Eingängen des Tempelhofer Feldes bereitetet wir an einem Tag in der Projektwoche mit Kreide auf dem Asphalt eine Umfrage vor, an der im Laufe des Tages circa 35 Passant:innen teilnahmen. Die Umfrage gliederte sich in Tabuthema?, Anonymität und Solidarität?. Unser Ziel war es einen Überblick über die (Selbst-) Einschätzung der Menschen zu bekommen um diese Ergebnisse mit den Erfahrungen, die wir in unseren Performances machten zu vergleichen.
Wir haben eine online Version der Umfrage erstellt. Klickt einfach auf den Link und macht mit!
UMFRAGE
MAGAZIN
Wir gehen Nacktbaden. Wir entkleiden uns und nehmen uns selbst und die Welt um uns unter die Lupe: Wir schauen uns an: gegenseitig, prüfend, erschrocken, wohlwollend. Das Wasser ist kalt. Ein Widerstand, Anspannung, als das Wasser trifft, was wir gelernt haben als Scham zu bezeichnen. Durchatmen. Das heißt, wir sind auf dem richtigen Weg. Wir tauchen ein, unter und wieder auf. Schließlich wird es etwas klarer um uns herum, das Bild bekommt mehr Pixel. Wir bekommen neue Energie für die Kämpfe in und um uns.
In den letzten Monaten haben wir uns intensiv inhaltlich wie auch ästhetisch mit den Themen unseres Projektes auseinandergesetzt. Das Ergebnis dieses Prozesses ist das Magazin ‚Nacktbaden – unsichtbar in der U8‘. Dieses Magazin ist nun hier für einen begrenzten Zeitraum als E-Magazine abrufbar. Parallel geht ‚Nacktbaden‘ in den Druck und ist für euch gegen eine Spende erhältlich. Die Produktionskosten liegen bei 2 Euro/Magazin. Das Geld was wir darüber hinaus erhalten, werden wir aus gegebenem Anlass an Sea-Watch e.V. spenden. Sea-Watch e.V. betreibt als gemeinnützige Initiative zivile Seenotrettung, wo Europa versagt. LEAVE NOONE BEHIND!
Um ein Exemplar zu erhalten, sende bitte eine E-Mail an: nele.jochimsen@web.de